Ehrlich gesagt weiß ich nicht mehr genau, wann ich diesen Barolo gekauft habe? Er wurde damals von meinem favorisierten Fachhändler Pinard de Picard als hervorragendes Weingut aus dem Piemont angeboten. Mein Gaumen wurde durch die ausgeschmückten Worte bzw. Texte regelrecht wässrig gemacht.
Ich kaufte mir zwei Flaschen. Legte diese in den Keller. Und vergaß sie einfach. Barolo braucht Zeit. Leider gehöre ich meist zu den ungeduldigen Menschen. In der Vergangenheit auch bei meinen wenigen Barolo-Versuchen. Darunter waren manche die OK waren. Aber für das Geld gefielen mir meist andere Weine besser. Vielleicht weil sie leichter zugänglich waren?
Aber egal. Nun startete ich an Heilig Abend 2019 einen neuen Start in die Barolo-Welt. Knapp 30 € hat damals eine 0,7l Flasche gekostet. Dafür bekommt immerhin volle 14,5% Alkohol. Den Wein habe ich zwei Stunden vor dem Genuss geöffnet. Dekantiert habe ich ihn nicht.
Farbe
Purpurrot mit orangenem Rand
Aroma
Waldboden, Brombeeren, Heidelbeeren, erdig, frisch.
Geschmack
Frische, leicht herb, würzig, langsam dringt die Frucht von Brombeeren und etwas Heidelbeeren durch. Die Fruchtaromen verdrängen die herben Aromen, bleiben dennoch frisch und leicht.
Abgang
Trocken, leicht herb, würzig, fruchtiger werdend, lang.
Fazit
Ich muß gestehen, ich habe nach 11 Jahren eine zugänglicheren Barolo erwartet. Aber da lag ich falsch. Das Tannin hat die Fruchtaromen doch noch ordentlich versteckt. Dennoch konnte man ihn schon genießen. Das Tannin empfand ich nicht als unangenehm.
Da wir vor dem Barolo eine Beerenauslese verkostet hatten, blieb die Hälfte der Flasche über. Diese stellte ich für zwei Tage in den Kühlschrank. Zwei Tage später hatte ich einen großartigen Rotwein im Weinglas! Sehr fruchtig mit ein dezent unterstützendes Tannin im Hintergrund. Filigran und fruchtig. So schmeckt mir Barolo sehr gut.
Was habe ich gelernt? Ich brauche noch mehr Geduld beim Barolo. Oder ich muß ihn mehrere Stunden vorher dekantieren. Eine Flasche vom 2008er schlummert noch im Weinkeller. Und vom 2014er haben sich drei weitere Flaschen dazu gesellt. Aber die dürfen noch ein paar Jahre oder auch länger im Weinkeller reifen.
Ergänzung am 27.02.2021
Die letzte Flasche habe ich nun geöffnet und verkostet. Ich habe ihn 4 Stunden vor dem Genuß geöffnet und atmen lassen. Er wurde nicht dekantiert. Die Farbe war purpurrot mti rubinroten Rand. Der Duft war warm, wie nach einem Sommerregen, langsam fruchtiger und süßlicher werdend, Vanille, reife rote Beeren, Beerenkompott, Rote Grütze.
Im Geschmack war er frisch, fruchtigm Johannisbeeren und Himbeeren mit ihrer Säure, Zimt reife rote Beeren, Beerenkompott, rote Grütze mit einer kräftigen Prise Zimt. Im Abgang drängt sich der Zimtgeschmack in den Vordergrund, danach fruchtiger werdend und ganz dezent kommt die rote Grütze wieder durch. Sehr lang.
Enorm was die Reifung aus einem großartigen Rotwein machen kann. Endlich habe ich Barolo verstanden. So gefällt mir Barolo sehr gut. Man braucht allerdings Geduld bis er die richtige Reife erreicht. Man muß ihn vor dem Genuß ein paar Stunden vorher atmen lassen. Erst mit der richtigen Altersreife und genügend Sauerstoffzufuhr zeigt ein Barolo sein wahres Gesicht. Zum Teil hat er mich im Duft und Geschmack an einen großen Burgunder aus Frankreich erinnert. Dennoch ist der Barolo auf seine Art eigenständig. Toller Rotwein. Zum Glück habe ich noch einen jüngeren Jahrgang im Keller schlummern.
Habe heute den Artikel mit der letzten Flaschenverkostung ergänzt. Toller Rotwein, für den man viel Geduld braucht.