Anfang der Woche hatte ich meinen 60. Geburtstag. Grund genug am Samstag eine besondere Flasche Wein zu genießen. Meine Wahl fiel auf den Chambertin Grand Cru 2009 von der Domaine Rossignol-Trapet. Über den 2006er habe ich schon 2015 berichtet. Der 2006er hat mir damals außerordentlich gut gemundet. Der 2009er soll noch komplexer sein, benötigt aber auch eine längere Reifezeit. Beide Flaschen habe ich als Geschenk erhalten. Der Chambertin Grand Cru 2009 hat damals im Verkauf um die 165 Euro für die 0,75 l Flasche gekostet. Aktuell wird für den 2021er Jahrgang zwischen 470 – 600 Euro je 0,75l Flasche verlangt.
100% Pinot Noir. 13% Alkoholvolumen. Bei meiner Recherche über den Wein konnte ich leider nichts über den Ausbau des Weines finden. Viele große Weingüter aus dem Burgund hüllen sich da in vornehmes Schweigen. Der Wein wird nach Demeter-Vorgaben angebaut. Der Weinberg Chambertin liegt südlich des Dorfes Gevrey-Chambertin. Er ist nach Osten ausgerichtet und seine Lage grenzt an einen Wald. Die Reben der Domaine haben dort ein Alter von 55 Jahren im Schnitt. Ein Teil der Reben wurde 1919 angepflanzt! Will man den Weingütern der Region glauben schenken, gehört der Chambertin zu einer der größten Weine der Welt.
Farbe Chambertin Grand Cru 2009
Purpurrot mit orangenem Rand.
Aroma Chambertin Grand Cru 2009
Etwas rauchig, Kräuter, Thymian, ganz wenig Erdbeeren, später auch noch Vanille.
Geschmack Chambertin Grand Cru 2009
Frische, Himbeeren, rote Johannisbeeren, Erdbeeren und Brombeeren. sehr feiner und filigraner Beerenmix, später auch etwas Vanille, etwas feiner Second Flush Darjeeling Schwarztee, Tabak.
Abgang Chambertin Grand Cru 2009
Brombeeren, rote Johannisbeeren, etwas Erdbeeren, später auch ein Tick Mango!?, feiner Second Flush Darjeeling Schwarztee, Tabak, Kräuter, Thymian, wenig später auch ganz leicht schwarzer Pfeffer, sehr lange, fast endlos wirkender Abgang.
Fazit Chambertin Grand Cru 2009
Den 2006er fand ich zugänglicher und er hat mich schnell begeistert. Der 2009 mag zwar der lagerfähigere und vermutlich auch ein komplexerer Rotwein sein. Er ist aber kein Wein der ein Essen begleiten könnte? So zumindest mein Eindruck. Er ist einer der Weine, für die man sich Zeit und Muse nehmen muß. Er baut mit jedem Schluck weitere Aromen und Geschmackerlebnisse auf. Kein einfacher Wein. Nichts für Wein-Neulinge. Die Frucht kommt trotz der 15 Jahre Reifung noch immer sehr verhalten durch. In der Nase kaum. Im Geschmack sehr filigran, vielschichtig, schwer greifbar, da ständig verändert. Das Holz scheint zu Beginn noch sehr dominant. Mit weiteren Schlucken wird es aber immer harmonischer und ergibt Sinn in der geschmacklichen Entdeckungsreise. Holz ergänzt den Duft durch Rauch, Kräuter und Vanille. Auch im Geschmack hat mich das an Kräuter, Pfeffer und sehr feinen Second-Flush-Darjeeling-Schwarztee erinnert. Ganz leicht kommt noch Tabak durch. Der Abgang wird mit jedem Schluck länger und scheint fast nie zu enden.
So muß wohl ein großartiger roter Burgunder aus dem Burgund duften und schmecken? Filigraner Duft und Geschmack und trotz fortgeschrittenem Reifealter noch Wucht und Power. Erstaunlicherweise stehen Frucht und Holz im extremen Kontrast und bilden zusammen dennoch eine Harmonie. Ein Wein der erkundet werden muß. Trotz des Alters habe ich den Wein 2h vorher entkorkt und in der Flasche atmen lassen. Dennoch hat er sich über den Abend weiter verändert und weitere Aromen und Geschmacksrichtungen offenbart.
Wer schon erfahrener Weingenießer ist und es sich leisten kann und mag, sollte zumindest einmal im Leben solch einen großen roten Burgunder probiert haben. Bei mir persönlich ist bei den aktuellen Preisen bereits bei weitem meine Vorstellung von gutem Preis- Leistungsverhältnis überschritten. Ich bin durchaus bereit für eine sehr gute Flasche Wein bis zu 50 Euro oder auch mal knapp darüber auszugeben. Aber das Vielfache davon ist mir es derzeit nicht wert. Aber das ist nur meine Meinung. Dieser Jahrgang wird wohl nicht mehr erhältlich sein. Aktuelle Jahrgänge erhält man im gut sortierten Weinfachhandel wie Pinard de Picard. Diese sollte man allerdings auch 10 bis 15 Jahre für optimalen Genuß reifen lassen.