In der heutigen Zeit gibt es reichlich Bezugsmöglichkeiten für den Kauf von Wein. Wenn man weiß was für einen Wein man kaufen möchte, ist das meist auch kein großes Thema.
Wenn man sich allerdings noch nicht so gut mit Wein auskennt, benötigt man meist eine gute Beratung oder Empfehlung. Bekannte und Verwandte sind da nicht immer zu empfehlen. Diese empfehlen Weine, welche ihnen persönlich am besten schmecken. Selbst hat man vielleicht ganz andere Geschmacksvorstellungen?
Gerade wenn man auch mal neues ausprobieren möchte, ist ein guter Fachhändler schwer zu ersetzen. Super wäre, wenn man die Weine beim Händler vorher verkosten könnte. Einige Fachhändler bieten gegen Gebühr auch Weinproben an. Ich finde es in Ordnung, wenn dafür Geld verlangt wird. Schließlich bekommt man auch einen Gegenwert in Form der verkosteten Weine. Zudem erhält man bei einer Weinprobe viele Hintergrundinformationen über die Weingüter und die verkosteten Weine. Und am Ende weiß man welche Weine einem persönlich am besten schmecken.
Weinkauf – Bezugsmöglichkeiten
Was ein günstiger Wein ist, wird ganz unterschiedlich eingeschätzt. Eine Flasche Wein für 1,50 € ist für mich kein günstiger Wein, da sich darin wohl kaum ein Naturprodukt aus Trauben befinden kann! Solche Erzeugnisse, welche meist in Supermärkten angeboten werden, haben mit Wein nur noch den Namen gemeinsam und stammen hauptsächlich aus einem chemischen Labor.
In solchen Laboweinen fehlen auch die meisten natürlichen Inhaltsstoffe. Das was am maßvollen Weingenuß sogar gesundheitsfördernd sein könnte, fehlt bei Billigeweinen. Stattdessen bekommt man eine alkoholhaltige aromatisierte Flüssigkeit. Mit etwas geübten Gaumen erkennt man solche Weine meist schon an ihrem faden, flachen, zu sauren oder zuckersüßen Geschmack. Solche Weine sind fast immer eindimensional.
Ein guter Wein ist preislich schon ab 5 € die 0,7 l Flasche möglich. Allerdings sind in dieser Preisklasse gute Weine noch sehr rar. Der Großteil der Weine in dieser Preisklasse ist meist unterirdisch und einfach nur mäßig oder schlecht. Bis 10 € bekommt man schon spürbar bessere Qualitäten. Um die 10 € steigt die Chancen auf einen guten Wein. Zwischen 10 und 20 € bekommt man im Fachhandel häufig gute bis sehr gute Weine. Da Wein bekanntlich persönliche Geschmackssache ist, muß man das allerdings meist durch probieren selbst herausfinden.
In den letzten 30 Jahren habe ich beim Weinkauf folgende Erfahrungen gemacht:
Weinkauf im Supermarkt
Je nach größe der Weinabteilung bekommt man hier überwiegend preisgünstige Weine von geringer bis mittlerer Qualität. Die Chance einen wirklich guten oder sogar sehr guten Wein im Supermarkt zu bekommen ist sehr gering. Gute Weine sind im Supermarkt auch meist nicht günstig. In Einzelfällen ist sogar das Gegenteil der Fall. So gab es bei Aldi auf Weihnachten einen Rotwein aus Bordeaux im Angebot für 19,90 Euro. Im Fachhandel wurde der selbe Wein zwischen 16,90 bis 18,90 günstiger verkauft! Aber auch bei Supermärkten gibt es zum Glück Ausnahmen. In vielen Großstädten haben manche Supermärkte fachlich kompetente Weinabteilungen. Neben kompetenter Beratung erhält man auch entsprechende Weinqualitäten. In manchen Feinkost-Supermärkten gibt es häufig eine gut sortierte Weinabteilung.
Im normalen Supermarkt sind meine Erfahrungswerte überwiegend negativ. In größeren Supermarktketten, gibt es teilweise eine gute Auswahl an guten bis sehr guten Weinen. Meist werden hier international bekannte Weingüter im Sortiment angeboten. Das Preis- Leistungsverhältnis ist häufig nur gut und bei großen Namen meist überteuert. Wobei die Preisgestaltung weniger am Supermarkt, sondern beim Weingut liegt und was die Kunden nachfragen und kaufen. Dennoch kaufe ich iIn einem regionellen Feinkost-Supermarkt öfter Wein aus der Region ein. Die Auswahl ist dort groß und ich spare mir die Fahrerei zu verschiedenen Weingütern. Allerdings muß man wissen was man haben will. Nur so kann man auch im Supermarkt günstig und gut einkaufen.
Weinkauf per Direktkauf
Einige Weingüter oder Weinhändler verkaufen Ihre Weine nur direkt an den Endverbraucher über Berater die auf regionellen Messen oder in den eigenen vier Wänden Weinproben anbieten. Der Vorteil ist das man den Wein vorher probieren kann. Die wenigsten Weine haben ein gutes Preis- Leistungsverhälnis. Vereinzelt hat es auch gute bis sehr gute Weine im Sortiment.
Weinkauf im Weinfachhandel
Hier bekommt man kompetente Beratung, kann die preisgünstigeren Weine vor dem Verkauf meist verkosten oder es werden teilweise Weinproben gegen Gebühr für teurere Weine angeboten. Im Versandhandel werden Probepakete mit verschiedenen Weinen angeboten. Im Fachhandel habe ich bisher die besten Weine, oft auch die günstigsten im Preis- Leistungsverhältnis bekommen!
Weinkauf im Weinfachhandel ist seit Jahrzehnten meine erste Empfehlung.
Weinkauf direkt vom Weingut
Viele Weingüter verkaufen Ihren Wein auch direkt an den Verbraucher. Oft gibt es die Möglichkeit viele Weine vor dem Kauf zu verkosten. Bei einer Weinprobe beim Winzer erhält man auch meist detaillierte Informationen aus erster Hand über das Weingut und den Wein. Günstiger als im Fachhandel ist der Wein zwar meist nicht, dafür erhält Informationen aus erster Hand.
Weinkauf im Internet
Der Internetverkauf kann aus den oben genannten Möglichkeiten variieren. In den letzten Jahren haben sich ein paar sehr gute Weinhändler im Online-Handel bei mir herauskristallisiert. Diese bieten entweder eine excellente Vorauswahl hervorragender Weingüter und Weine. Oder sie haben ein sehr breites Sortiment, welches kaum Wünsche offen lässt.
Pinard de Picard in Saarwellingen – Durch Zufall bin ich auf diesen Händler vor über zehn Jahren über eine Weinseite aus dem Ruhrgebiet gestoßen. Auf den ersten Blick fand ich die Weinbeschreibungen ziemlich übertrieben. Glücklicherweise gab es verschiedene Probenpakete. Meine Neugier war geweckt und ich hatte ein paar interessant erscheinende Tropfen bestellt. Ich war um so erstaunter, das die Beschreibungen der Weine doch nicht überzogen, sondern der Realität entsprach! Das Sortiment ist zwar nicht riesig, dafür konzentriert man sich hauptsächlich auf Weine mit guten bis sehr guten Preis- Leistungsverhältnis! Pinard de Picard gehört auch mit zu den ersten Vertretern von trockenen deutschen Weißweinen, insbesondere dem Riesling. Heutzutage haben solche Weine fast alle Fachhändler im Sortiment. Und die besten deutschen trockenen Rieslinge sind in der ganzen Welt als Raritäten begehrt. Seltene Weine werden bei Pinard de Picard in der Subskription angeboten. Man kauft den Wein, bevor er in die Flasche abgefüllt wird. Bei manchen Weinen ist das die einzige Möglichkeit um überaupt eine oder ein paar Flaschen zu bekommen! Ja, es gibt großartige Weine, die sind so rar, daß sie nach der Abfüllung komplett verkauft worden sind. Auch die großartigen Weine vom Weingut Keller in Rheinhessen (Winzer des Jahrzehnts im Gault Millau) sind per Subskription erhältlich. Wer nicht nur Wert auf große Weinnahmen, sondern auf sehr gute Weine mit sehr gutem Preis- Leistungsverhältnis legt, dürfte hier Stammkunde werden.
Meine persönlichen Favoriten habe ich unter den Links Weinhändler aufgeführt.
Weinkauf bei Ebay
Sorry, ich kaufe zwar auch manches bei Ebay aber Wein? Auf solch ein Abenteuer habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Da in keinster Weise nachvollziehbar ist wie der Wein gelagert wurde laße ich lieber die Finger davon. Bei teuren Weinen ist auch die Gefahr eine Fälschung zu kaufen enorm hoch. Nein, danke.
Wo kaufe ich meinen Wein?
Den Großteil meines Weinkellers beinhaltet Wein vom Fachhändler Pincard de Picard. Dieser ist seit ca 10 Jahren meine erste Bezugsquelle. Dort kaufe ich Weine aus Deutschland, Österreich, Italien, Frankeich, Spanien und Portugal ein. Die Qualität war bisher bei allen Weinen gut bis hervorragend. Die meisten sind sehr gut bis hervorragend. Ich kaufe auch häufig mir noch nicht bekannte Weine dort ein. Meist 3 Flaschen. Wenn mir einer besonders schmeckt, bestelle ich beim nächsten Mal auch mehr Flaschen. Auch in der Subskription habe ich mir schon einige Weine gesichert. Pro Flasche gebe ich zwischen 6 und 50 € aus. Die meisten Weinflaschen liegen preislich zwischen 10 – 15 €. Und die sind in der Preisklasse häufig Referenzklasse für eine Weinregion. Die teureren Weine sind für besondere Anläße vorgesehen.
Meine zweite Bezugsquelle ist der Remstalmarkt Mack in Endersbach. Das ist ein Feinkost-Supermarkt mit guter Weinabteilung. Der Schwerpunkt der Weine sind Weine aus der Region dem Remstal. Dort sind fast alle Weingüter aus dem Remstal vertreten. Da die Qualität in dieser Region in den letzten 15 Jahren enorm zugenommen hat, ergänze ich meinen Weinekeller regelmäßig mit Weinen vom Weingut Aldinger, Weingut Schnaitmann, Karl Haidle, Weingut Ellwanger in Winterbach und anderen Weingütern. Hin und wieder verirrt sich auch ein Wein aus einem anderen Land in den Einkaufskorb.
Die dritte Bezugsquelle ist der Versandhändler Belvini. Dort kaufe ich all das was ich bei den anderen beiden nicht bekomme. Ja, hin und wieder suche ich einen bestimmten Wein. Da Belvini ein sehr großes Sortiment hat, werde ich dort häufig fündig. Die Auswahl an Sherry ist dort enorm. Manchen Württemberger, den meine zweite Bezugsquelle nicht hat, konnte ich dort auch schon bestellen. Ein paar Flaschen Banyuls fanden auch den Weg in meinen elektronischen Einkaufskorb. Stöbern kann sich bei der Vielfalt lohnen.
Gibt es noch eine vierte Einkaufsquelle? Sehr, sehr selten. Nur in Fällen, wo ich einen bestimmten Wein suche und die drei Bezugsquellen haben diesen nicht. So bestelle ich manche Weine auch mal direkt bei einem Weingut oder einem weiteren Weinhändler.
Wie habe ich Wein gekauft, als es noch kein Internet gab? Ich bin zum Weinhändler in meiner Wohnregion gegangen. Habe mich dort beraten lassen. Ein paar verschiedene Flaschen gekauft. Und die mir am besten geschmeckt haben, habe ich danach nachgekauft. Ich habe viel öfter als heute Weinproben besucht. Sowohl beim Weinhändler als auch beim Weingut. So konnte ich mein Weinwissen gut erweitern. Weinwissen hängt auch vom probieren von Wein ab.
Meine Empfehlung zum Weinkauf
Ein schwieriges Thema, da ich euer Weinwissen und euren Geschmack nicht kenne. Deswegen werde ich meine Empfehlung unterteilen.
Weinkauf für Einsteiger
Einsteiger und noch nicht so erfahrene Weinfans, empfehle ich den Besuch von Weinproben beim Fachhändler, Weinfesten und Weingütern. Ohne einen Wein selbst probiert zu haben, kann man kaum einschätzen ob er persönlich schmackhaft ist oder nicht. Zudem erfährt man auf Weinproben auch vieles über das Weingut, den Wein, den Anbau, den Weinberg, Trinkreife und noch mehr. Man bekommt mehr Hintergrundwissen vermittelt. Auch Weinproben gegen Bezahlungen kann ich uneingeschränkt empfehlen, da bei diesen meist höherwertigere Weine verkostet werden. Es schadet nicht, wenn man in eine kostenpflichtige Verkostung investiert.
Habt ihr keine Lust oder Zeit für eine Weinprobe? Dann wird es schwierig den persönlichen Geschmack zu treffen. Hier hilft der Besuch eines regionellen Weinfachhändlers. Dort beraten lassen und die ersten Einzelflaschen kaufen. Nachdem man diese verkostet hat, befindet sich mit hoher Wahrscheinlichkeit der ein oder andere leckere Tropfen darunter. Danach kann man diese beim Fachhändler nachkaufen. Wer wie ich, die Vielfalt beim Wein liebt, wird beim Nachkauf auch immer weitere neue Weine zum verkosten einkaufen. So kann man permanent sein Wein- und Geschmackswissen erweitern.
Kein Bock auf Weinproben. Kein Bock beim Weinhändler einzukaufen? Da bleibt noch der Internet-Fachhändler. Diese bieten häufig Probenpakete an. 6 oder 12 verschiedene Weine aus ihrem Sortiment. Bestellen und verkosten. Was einem schmeckt kann man danach nachbestellen.
Weinkauf für erfahrene Weinkenner
Es dürfte schwierig sein, einem bereits erfahrenen Weinkenner Einkaufstipps zu geben. Die meisten könnten sicherlich auch mir neue Hinweise zum guten Weinkauf geben. Auch unter Weinkennern gibt es unterschiedliche Charaktere. Manche kaufen nach dem Etikett. Manche nach Parker- oder anderen hohen Bewertungen Wein ein. Andere suchen abseits vom Mainstream die Geheimtipps. Die unentdeckten Perlen unter den Weingütern und Weinen.
Dem Weinetiketten und Namenkäufer kann ich keine Tipps geben. Er weiß was er will und wird seine Bezugsmöglichkeiten kennen. Wenn er bestimmte Bordeaux-Weingüter bevorzugt, wird er diese in der Subskription über Händler beziehen wollen. Da muß er zwar finanziell in Vorleistug gehen. Dafür bekommt er den Wein sicher und meist auch zum noch relativ günstigen Preis. Mit dem Alter werden die großen Bordeaux-Weine automatisch teurer. Deswegen werden solche Weine auch von manchen Leuten als Investition angesehen. Schade, das Spekulanten Wein in den Keller legen um ihn vielleicht später teurer verkaufen zu können. So vergammeln manche hochwertigen Weine im Keller und werden nie in Trinkreife genossen.
Die wo Weine nach hohen Bewertungen von Parker und anderen Weingurus auswählen, werden ebenfalls ihre Bezugsquellen haben. Der Nachteil von solchen Weinen ist, daß diese meist nach einer hohen Bewertung spürbar teurer werden. Warum? Weil die Nachfrage plötzlich nach oben schießt und viel mehr Käufer diesen einen Wein kaufen wollen. Ich habe das in den letzten Jahrzehnten schon mehrfach mit Geheimtipps erlebt. In einem Sternerestaurant habe ich mir vom Sommelier einen Sauvignon blanc aus der Toskana für den Fischgang empfehlen lassen. Ich war begeistert von dem Wein. Zu Hause habe ich erst einmal nach Bezugsmöglichkeiten gesucht. Schnell fand ich heraus, daß der Wein in Deutschland nur exklusiv beim Importeur erhältlich ist. Also habe ich dort 6 Flaschen bestellt. 7,95 DM für eine 0,7 l Flasche. In den Folgejahren habe ich wieder 6 und einmal sogar 12 Flaschen geordert. Plötzlich bewertete Parker den Wein mit 93 Punkten. Der Preis stieg innerhalb kurzer Zeit auf 30 DM die Flasche. Heute wird der Wein mit 40-50 € die Flasche gehandelt. Den Wein habe ich seit der drastischen Preiserhöhung nicht mehr gekauft.
Inzwischen suche und finde ich Weine welche derzeit noch unterbewertet sind. Weine mit sehr guten Preis- und Leistungsverhälnis. Davon gibt es erstaunlich viele. Es ist sicherlich nicht die große Masse. Aber es gibt sie. Man muß sie nur entdecken. Meist sind es derzeit noch keine große Namen. Oder es sind Regionen oder Weingüter die abseits vom aktuellen Mainstream liegen. Nun kann man zu den Weingütern fahren und sich dort durchprobieren. Als Berufstätiger wird es aus zeitlichen Gründen schwer werden, auf diese Art und Weise viele sehr gute Weine zum fairen Preis zu finden. Ich verlasse mich in dem Fall seit über 10 Jahren auf die hervorragende Vorauswahl von einem sehr guten Fachhändler. Mit Pinard de Picard habe ich meinen Fachhändler gefunden. Alle dort bestellten Weine trafen bisher immer meinen Geschmack. Neben einigen großen Namen gibt es zahlreiche noch nicht so bekannte Weingüter und Weine. Auch in Frankreich gibt es noch unterbewertete Weinregionen, Weingüter und Weine. In Italien ist die Rebsorten-Vielfalt die größte weltweit. Dort findet man auch viele regionelle Spezialitäten zu moderaten Preisen. Und in Spanien gibt es einige junge talentierte Winzer, die vergessene Regionen neu aufleben lassen. Alleine in Europa gibt es enormes Entdeckungspotential für sehr gute bis hervorragende Weine mit sehr gutem Preis- Leistungsverhältnis.
So, genug Einkautstipps von mir. Wenn Ihr noch Hinweise auf gute Einkaufsmöglichkeiten habt, könnt ihr diese gerne als Kommentar hinterlassen.