Bereits unter den Genusstipps habe ich meinen Favoriten unter den Korkenzieher konkretisiert. Nicht jeder wird diese Sammlung von Genusstipps durchlesen. Deswegen berichte ich in diesem Artikel noch einmal über den Korkenzieher. In vielen Jahrzehnten Weingenuss hatte ich zahlreiche Korkenzieher in Gebrauch. Von der einfachen Spindel mit Rebwurzelholz-Optik über verschiedene Screwpulls bis zum heutigen finalen Korkenzieher aus Laguiole en Aubrac.
Meine Korkenzieher Geschichte
Ich fange mal mit dem ersten Korkenzieher an. Den Korkenzieher, den meine Eltern zum öffnen von Weinflaschen nutzten. Das war vor über 30 Jahren. Eine einfache Metallspindel mit Holzgriff in Wurzelholz-Optik. Solche Korkenzieher waren damals sehr beliebt, da sie urig aussehen. Zum entkorken war er allerdings nicht gerade optimal. Sehr leicht bohrte sich die Spindel schräg in den Korken. Das herausziehen war in solchen Fällen nur mit erhöhten Kraftaufwand möglich. Mal abgesehen, daß dadurch auch mancher Korken abgebrochen ist. Für den gelegentlichen Gebrauch dennoch brauchbar.
Nachdem ich von zu Hause ausgezogen war, kaufte ich mir meinen ersten eigenen Korkenzieher. Ich entschied mich damals für den Kauf eines Korkenzieher mit Flaschenöffner. Basis für die Kaufentscheidung war der Wurzelholz-Optik-Schraubenzieher. Da sich dieser nicht immer gerade in den Korken drehen ließ, sollte es nun ein Korkenzieher sein, der dies besser kann. Solch ein Metallstück wirkt auch viel wertiger. Und die Auflage auf der Flasche sollte doch für eine exaktere Zentrierung der Spindel sorgen? Die Kaufentscheidung brachte tatsächlich eine Verbesserung. Die Spindel glitt gerade in den Korken. Mit den beiden aussenliegenden Hebeln, konnte man über den Zahntrieb den Korken sauber und gerade nach oben ziehen. Durch die Hebelwirkung ist weniger Kraftaufwand erforderlich. Dieser Korkenzieher hat mir einige Jahre Spaß gebracht. Nach einigen Jahren hörte der Spaß leider auf. Die Zahnräder waren ausgeleiert. Die Spindel nicht mehr zentriert, da auch sie durch den Gebrauch zuviel Spiel bekommen hat. Immer öfter gab es abgebrochene Korken, weil die Spindel nicht mehr gearade in den Korken gedreht werden konnte. Damals dachte ich: Natürlicher Verschleiß?
Ein neuer Korkenzieher musste her. Nach etwas Recherche, entschied ich mich für einen mintgrünen Screwpull. Teflonbeschichtete Spindel hörte sich super an. War er auch. Da Teflon sehr glatt ist, wird die Reibung minimiert. Die Spindel glitt mit geringsten Kraftaufwand in den Korken. Leider bestand der Korkenzieher überwiegend aus Kunststoff. Dieser gab nach einiger Zeit bei hartnäckigen Korken nach. Irgendwann war auch das Teflon an der Spindel zum Teil abgewetzt. Der Korkenzieher wurde ohne Teflon unbrauchbar.
Danach fiel meine Wahl auf ein Kellnermesser von WMF. Leider keine klassische Ausführung mit zwei Stufen. Zweimal habe ich mir beim Korken ziehen mit der Spindelspitze die Haut an der Hand blutig geritzt. Ok, in Prinzip ist es auch ein Fehler von mir. Eine Anleitung hätte das aber verhindern können.
Laguiole Korkenzieher
Irgendwie war das Kellnermesser von WMF in Ordnung. Begeisterung kam dabei aber nie auf. Wozu? Ein Korkenzieher soll doch nur den Korken ziehen? Mag sein. Ich machte mich auf die Suche nach etwas mit Stil. Etwas mit einer geschichtlichen Aura. Ich stieß auf die Kellnermesser aus Laguiole.
Seit dem 19. Jahrhundert werden in dieser Region traditonell handgeschmiedete Taschenmesser produziert. Kellnermesser kamen erst später dazu, nachdem einige Einheimische in Paris ihr Einkommen als Kellner in Restaurants und Bistros verdienten. Die Laguoile Messer und Kellnermesser sind eine Handschmiedekunst und hervorragend verarbeitet. Leider ist der Name Laguiole nicht geschützt. So gibt es viele Billiganbieter aus Asien, welche in keinster Weise die Laguiole-Qualität erreichen. Kauft euch bitte kein Imitat. Diese sind das Geld nicht wert.
Meine Wahl fiel damals auf die Schmiede Laguiole en Aubrac. Dort werden seit 1829 Messer geschmiedet. Alle Produkte werden von einem Schmied produziert. Die Endkontrolle erfolgt durch die Firmenleitung. Beim Kellnermesser überzeugte micht die Form einer konischen Spindel. Vorne dünner und hinten dicker. Was ist der Vorteil? Die Spindel gleitet am Anfang relativ leicht in den Korken. Danach presst es den Korken im oberen Bereich nach aussen. Dadurch reduziert sich die Gefahr, daß ein Korken abbricht. Zudem kann dadurch die Spindel leichter gerade eingedreht werden.
Die Griffe werden aus verschiedenen Hölzern und Materialien angeboten. Ich habe mich für Rebholz entschieden. Inzwischen sind ein paar Jahre vergangen. Einen Verschleiß gibt es an keinem Bauteil. Der Korkenzieher funktioniert wie am ersten Tag hervorragend. Die konische Spindel ist ein Segen. Das Design gefällt mir hervorragend. Die harmonische Form des Griffes schmiegt ihn an die Hand. Design und Funktionalität meisterlich vereint.
Was kostet solch ein Kellnermesser? Derzeit etwa 170 Euro. Klingt viel. Dafür bekommt man allerdings auch ein Kellnermesser mit Korkenzieher für das Leben. Robust, funktionell, Handarbeit mit schönem Design. Wenn ich meine Korkenzieher-Vorgeschichte zusammenrechne, dann hätte ich mir gleich solch einen hochwertigen Korkenzieher kaufen können.
Ist es sinnvoll solch einen teuren Korkenzieher zu kaufen? Wer schönes Design, Handwerkskunst, Funktionalität und ein langlebiges Produkt zu schätzen weiß, wird seine Freude an einem echten Laguiole Kellnermesser haben. Wer nur hin und wieder eine Weinflasche entkorken will, wird mit einem günstigeren Screwpull oder vergleichbaren Korkenzieher zurecht kommen.
Inzwischen werden viele günstige bis mittelpreisige Weine mit alternativen Verschlüssen angeboten. Schraubverschluß, Glasverschluß und andere Alternativen gibt es immer häufiger. Im oberen Preissegment ist derzeit wohl die einzige Alternative ein hochwertiger Glasverschluß. Dennoch werden derzeit die meisten hochwertigen Weine mit Naturkorken verschlossen. Zu einem hochwertigen Wein ist ein hochwertiger Korkenzieher auch eine gewisse Stilfrage.
Wenn ich mich heute für einen neuen Korkenzieher entscheiden müsste, wäre es wieder ein Kellnermesser von Laguiole en Aubrac. Produktlink zu Amazon.