Vor kurzem habe ich über den 2012er Trollinger Steinwiege vom Weingut Schnaitmann berichtet. In dieser Woche hatte ich meinen 50. Geburtstag. Normalerweise gönne ich mir an solch einem Tag eine sehr guten Wein, den ich bereits gut kenne. Man will ja an solch einem Freudentag kein Risiko eingehen.
An diesem Geburtstag war es anders. Nachdem der Trollinger Steinwiege schon unverschämt gut war, riskierte ich es, einmal einen noch nicht verkosteten Wein zu öffnen.
Ich hatte zwei Flaschen vom Trollinger Alte Reben mit zwei Sternen 2012, ebenfalls vom Weingut Schnaitmann aus Fellbach, erworben. Da Trollinger durch Lagerung meist nicht besser wird, hielt ich das Risiko für sehr gering. Zudem wollte ich unter der Woche keinen so wuchtigen Wein im Glas haben, da ich am nächsten Tag wieder zu Arbeit durfte.
Im Gault Millau wurde dieser Trollinger zum Besten in Württemberg gekürt. Alle Vorzeichen sprachen also für einen guten Genußwein.
Normalerweise würde ich einen Trollinger am ehesten zu einem Vesper, einer Brotzeit oder einen deftigen Gericht trinken. Die wenigsten bringen solo einen hohen Genuß. Aber das liegt sicherlich auch daran, dass immer noch die meisten Winzer sich beim Ausbau wenig Mühe geben. Der Trollinger wird in Württemberg immernoch sehr gerne als Wein in einer Besenwirtschaft geschlürft. Und als Literwein dient er meist als Durststiller und wird von den meisten Konsumenten selten als Genußmittel angesehen.
Im Weinglas zeigt sich dieser Trollinger in granatrot mit rubinroten Rändern. Eben etwas heller wie viele der kräftigeren Rotweine im Lande. Aber doch schon dunkler als viele der billig produzierten Trollinger.
Spätestens beim ersten schnuppern, merkt man, dass es sich um keinen Alltagswein handelt. Ein fruchtiger Duft nach Brombeeren, Kirschen und Zwetschgen mit würzigen Kräutern und wie im Wald nach einem Sommerregen. Für einen Trollinger sehr komplexe und vielfältige Duftaromen!
Aber auch am Gaumen schmeckt man einen sehr filigranen und vielfältig aromatischen Rotwein. Eine frische und sehr fein eingebunden Säure mit filigranen Tannin. Fruchnoten von Kirschen, Brombeeren und Waldboden mit einem feinherben langen Abgang.
Für einen Trollinger ein enorm facettenreicher Wein.
Fazit:
Ich bin zwar kein Fan vom Gault Millau. Aber mit der Wahl des besten Trollinger in Württemberg dürften sie hier richtig liegen.
Für 11€ die 0,75l Flasche ist es für mich ein Preis- Leistungsschnäppchen. Ich werde mir noch ein paar Flaschen davon holen. Trinkgenuß ab sofort. Lagerung macht den Trollinger nicht besser.
Der Beweis dass man aus der Trollinger-Traube auch hochwertige Weine machen kann. Es wäre wünschenswert, wenn noch mehr Weingüter diesem Beispiel folgen würden!